Wer es noch nicht getan hat, der lese bitte zuerst die zu diesem „Tagebuch“ gehörende Einleitung.
Frau Hülsenbürg-Holzweg ist das neueste Opfer meines gefährlichen Halbwissens. Nach der Babypause (vor 20 Jahren) habe sie den Anschluß mit diesem PC-Zeug verpaßt. Kein Problem, dafür bin ich ja da. Neugierig schaut der Zwerg mir über die Schulter. Frau H.-H. ist hochkonzentriert. Sie könnte vermutlich auch zwischen einem Haufen Vampire sitzen und würde da nichts von mitbekommen. Ihre ersten Versuche erweisen sich als zäh und sie navigiert sich zielunsicher durch ihre Oberfläche wie ein Dackel in einem Raum mit 40 Stuhlbeinen.
Genervt verdreht der Zwerg die Augen und sein Zeigefinger wandert zielstrebig in Richtung seines offenen Mundes. Frau H.-H. vermeldet erste Erfolge: „Ha, das hättense jetzt nicht gedacht, oder?“ Ääääh, was hätt ich nicht… Ich war gerade mit Finger und Mund beschäftigt, noch nicht mal mit meinen…
„Sehen Sie, Frau H.-H., das klappt doch schon super. Aber ich denke fürs erste Mal sollten wir das nicht übertreiben. Ist doch besser, Sie behalten ein wenig von dem, was ich Ihnen gezeigt habe, oder?“ „Herr Siegel, das mit dem Mausschubsen, wie Sie es nennen, das kann ich ja jetzt. Dann können wir doch nächste Woche PHP und VBA machen, oder?“
„Sag mal, das nennst Du nicht wirklich arbeiten?“, sagt der Zwerg auf der Nachhausefahrt. Zum Einen hat der Begriff Mausschubsen bei mir bislang eine ganz andere Bedeutung gehabt. Wenn wir nämlich am Wochenende mal weggegangen sind und da war so ein süßes kleines Zwergenmäuschen, dann haben wir…“
„Ich will’s gar nicht hören“, kann ich ihn noch unterbrechen. „Zum anderen…“, sagt er. „Ach sei still, das will ich auch nicht hören.“ Die letzten Kilometer der Heimfahrt verlaufen ausnahmsweise ziemlich ruhig. Ruhig im Sinne von: er flucht nicht, beleidigt keine Autofahrer und belästigt auch keine Fußgänger. Auch mal ganz schön.
Zu Hause angekommen schließe ich die Tür auf und wie selbstverständlich geht er nicht runter in seine Kellerwohnung, sondern wandert hinter mir in unsere Wohnung. Mein fragender Blick reicht aus, um ihn aus der Fassung zu bringen.
„Glaubst Du wirklich, ich würde die Eingangstür zu meiner Wohnung länger als nötig benutzen, wenn ich so einen rattenscharfen Treppenlift hab? Und jetzt lass mich durch. Ich will nach unten.“ Sagt’s, schnappt sich meine Wii und verschwindet nach unten.
„Deine Wii-Spielfigur ist sowieso zu fett, die sollte keinen Sport mehr treiben.“
Weiter zum nächsten Teil: Gartenarbeit